Aktenzeichen /8-Kombi ungelöst!

Eine schöne /8-Kombi-Einzelanfertigung - aber wo und von wem umgebaut?

Unerwartetes Angebot

Der ein oder andere wird diesen ungewöhnlichen Kombi vielleicht schon auf der Sternfahrt des Strichachtclubs 2010 in Stendal gesehen haben (auch in dem Bericht zu dieser Sternfahrt in der Ausgabe 80 der „Strichachtgarage“ war er ja abgebildet) und wird sich dabei gefragt haben, um was für einen Umbau es sich bei diesem Aufbau handelt.

Diese Frage stellte sich mir schon vor etwas über 10 Jahren, als ich ihn das erste Mal bei einem Aufenthalt in Los Angeles gesehen habe. Damals stand der Wagen aber noch nicht zum Verkauf und war ohnehin so „zugestellt“, dass ich in nur aus einigen Metern Entfernung sehen konnte. Dies hatte in Kombination zur Folge, dass das Interesse an seiner Geschichte auch nicht sooo groß war. Dies sollte sich dann aber einige Jahre später leider rächen... .. denn Anfang letzten Jahres wurde mir der Kombi dann doch plötzlich und wider Erwarten zum Kauf angeboten. Um mir ein genaueres Bild vom Wagen und dessen Zustand zu machen, bin ich dann im darauffolgenden Mai erneut in die USA geflogen, um mir den Kombi noch mal real und genauer anzusehen.

Kaufzwang und sinnvolle Ladevolumen-Nutzung

Mittlerweile war der damalige Besitzer mit seiner Familie von Los Angeles aus in einen kleinen Ort, ca. 100 Meilen westlich von Las Vegas und am Rande des „Death Valley´s“ gelegen, umgezogen. Dort ist es noch um einiges trockener als in Kalifornien, was dem ohnehin schon gutem Zustand sicherlich nicht geschadet hat. Da er sich nicht nur blechtechnisch in sehr guter Verfassung befand, sondern der Aufbau dazu noch sehr gelungen erscheint, war ich dann auch auf Grund der Seltenheit schon fast dazu gezwungen, den Wagen zu kaufen.

Als ich dann die finanziellen Modalitäten mit dem Verkäufer geklärt hatte, verbrachten wir anschließend noch einige Tage auf diversen Schrottplätzen in und um Los Angeles, bzw. Las Vegas, damit der noch leere „Stauraum“ des Kombis ausreichend mit den Trophäen unserer „Schrottel-Exkursionen“ bis unters Dach sinnvoll gefüllt werden konnte.

Namhafte Karosseriebaufirmen – aber keine war´s...

Zwei Wochen vor der Sternfahrt 2010 war der Wagen dann endlich bei mir in Krogaspe - gerade rechtzeitig genug, damit ich noch genügend Zeit hatte ihn vorher für deutsche Ansprüche und Straßen fahrfertig zu machen. Da ich nun plane einen detaillierten Bericht über diesen vom Umbau her wirklich sehr gelungenen Strich 8 Kombi zu verfassen, benötige ich weitere Informationen zum Fahrzeug, bzw. zum Umbau.

Dass es sich bei diesem schönen Kombi um einen „Einzel-Umbau“ handelt, der nicht von einem der bekannten Karosseriebauer wie Binz/Miesen/IMA o. ä. zum Kombi umgebaut wurde, macht die Recherche nicht gerade einfacher.

Auch wenn er ein wie bei einer Limousine und im Gegensatz zum Binz oder Miesen-Umbau „flaches“ Dach hatte, kamen weder ein portogisischer „Santos-Umbau“ noch ein englischer „Crayford“ in Frage, auch wenn diese als einzige der bekannteren Umbauten das „normale“ Limousinendach haben. Bei beiden Herstellen sehen die jeweiligen Heckbereiche nämlich komplett anders aus. Zudem wäre die Tatsache, eine in Deutschland gebaute „US-Export-Version“ zum Umbau erst nach Portugal oder England zu bringen, um ihn anschließend dann in die USA zu verschiffen, mehr als absurd.

Erste Daten machen Hoffnung

Auf Grund der Datenkarte, die ich mittlerweile von Daimler bekommen habe, lässt sich belegen, dass der Kombi als 280er Limousine in US-Export-Version Anfang 1973 produziert wurde. Weitere Codes belegen, dass dieser am 06.04.73 fertig gestellte W 114 nicht nur Verbandskasten und Warndreieck an Bord hatte, sondern auch mit 50 l Kraftstoff betankt war, was eine direkte Abholung aus Sindelfingen zum Karosseriebauer sehr wahrscheinlich macht. Laut Code-Buch wären auch 10 oder 20 l möglich gewesen – dies könnte eventuell ein Indiz dafür sein, dass der Umbau nicht in unmittelbarer Nähe von Sindelfingen erfolgte!? Normalerweise wäre so ein als „US-Export-Model“ produzierter /8 übrigens gleich nach Fertigstellung über die DB-Vertriebsorganisation direkt in die USA verschifft worden.

Ein Ford als Teilespender?

Da der Umbau zum Kombi so weit wie ich bis dato recherchieren konnte wohl mit Ford P7-Turnier-Teilen erfolgte und Ford Deutschland dieses Model nicht in den USA verkauft hat, ist es naheliegend, dass die Limousine hier in Deutschland zum Kombi umgebaut und erst danach in die USA exportiert wurde.

Aber es sind scheinbar nicht alle kombispezifischen Teile des P7 Turniers übernommen worden – so fehlt z. B. der Chromrahmen der Heckseitenfenster. Bei der Heckklappe wurde das untere Drittel abgetrennt, um das Heckabschlußblech des /8 weiter beizubehalten – auch um den Tankstutzen nicht verlegen zu müssen. Auf der Heckklappenscheibe ist noch ein Ford-Schriftzeichen erkennbar – dieses wurde aber ausgeschliffen. Auf den von innen eingeklebten Seitenscheiben ist Kein Ford-Emblem erkennbar. Auf dem „Stempel“ der Heckseitenscheiben ist folgendes zu lesen: DuroGlas f/DOT 28/M 100 AS2.

Wie lange der 280er dann für den Umbau noch hier in Deutschland war und wo und von wem der Umbau gemacht wurde, ließ sich bisher leider nicht ermitteln. Auch wäre es interessant zu wissen, was den damaligen Besitzer in den USA dazu bewogen hat, diesen sicherlich nicht ganz günstigen Umbau in Deutschland machen zu lassen. Leider war es bis dato auch nicht möglich in den USA weitere Informationen zu bekommen. Der vorige Besitzer hatte den Kombi vor ca. 13 Jahren bei einem Händler in Los Angeles gekauft; Nachforschungen haben ergeben, dass es diesen Händler, bzw. dessen Firma leider nicht mehr gibt.

Gute Substanz dank kalifornischer Sonne?

Nach dem Umbau zum Kombi in die USA verschifft, muß er wohl größtenteils in Kalifornien bewegt worden sein, denn der Karosseriezustand ist bemerkenswert gut. Bis auf die Endspitzen und einer kleinen Stelle im hinteren linken Radkastenbereich scheint die Karosse ungeschweißt zu sein – was für einen Sonderaufbau in Deutschland eigentlich undenkbar ist.

Die Originalfarbe war übrigens 606 – ahorngelb; ich gehe aber davon aus, dass der Wagen erst Jahre später in den USA irgendwann umlackiert wurde. Auch die vorderen Türen sind nicht mehr original – gleiches gilt für die mit Originalteilen nachgerüsteten elektrischen Fensterheber. Auch fehlt der bei den 280er obligatorische Türchrom um die Fensterrahmen. Der montierte Dachgepäckträger soll wohl von einem Opel stammen? Leider habe ich außer der Aussage des Vorbesitzers keine weiteren Infos zu der so US-typischen Gepäckbrücke.

Hoffen und Warten auf neue Infos

Vielleicht kann ja der ein oder andere Leser dieses Artikels zufällig weiterhelfen? Wer kann mir sagen, wo, wann genau und vor allem von welcher Firma dieser 280er 1973 zum Kombi umgebaut wurde? Auch Tipps, wie ich eventuell in den USA weitere Infos – z. B. über den Erstbesitzer – bekommen kann, wären sehr hilfreich um letztendlich eine runde und lesenswerte Story draus zu machen.

Auch ein Hinweis, wo ich gegebenenfalls den leider fehlenden Chromzierrahmen für die Heckscheibendichtung bekommen kann, wäre wichtig, da die Dichtung ohne Rahmen wenig Sinn macht.

Ich bin für jede Information und für jeden Tipp dankbar – ggf. entstehende Kosten werden nach Absprache selbstverständlich erstattet.

01/2011
Ralf Kühl - Treffpunkt Strich 8
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24644 Krogaspe
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